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Die Dackelfreunde

Es sind jetzt die drei Buben, die soviel Aufsehen erregt hatten, von der Polizei gefaßt worden, und sie haben gestanden. Sie haben gestanden, die drei Hunde bei verschiedenen Malen vor Geschäften von den Leinen genommen und entführt zu haben, während deren Besitzer gerade einkauften.

Es handelt sich um je einen Terrier, einen Pudel und einen Rauhhaardackel. Grausam, grausam, was sich die drei Buben in einem Moment der Langeweile und der Muße ausgedacht und in die Tat umgesetzt hatten. Nachdem sie die Tiere weit genug vom Tatort des Diebstahls weggeführt hatten, gingen sie jedesmal nach dem gleichen Schema vor. Sie besorgten sich eine Propangasflasche und eine Anzahl verschieden großer Luftballons und füllten diese. In ihrem Club, einer verlassenen Garage, probierten sie ihre Idee als erstes an einem Dackel aus, den sie eben vor einem Metzgerladen entführt hatten. Sie stellten ihn über ein schmales Brett, welches gerade mal unter seinen Leib und seinen Kopf sowie genau zwischen seine Beine paßte und banden es ihm unter. Dann füllten sie cirka dreißig Ballons mit Gas und befestigten sie um Leib und Brett unter dem Dackel. Die Ballons erzeugten einen gewaltigen Auftrieb, und der Dackel hing sehr schnell in der Mitte der Garage unter der Decke. Es funktionierte wie geplant!

Sie gingen mit dem Tier nach draußen und ließen es fliegen, ohne daß es sonst jemand bemerkte. Der Teckel hob unheimlich schnell ab und erreichte bereits nach weniger als einer Minute eine Höhe, in der sonst Sportflugzeuge den Tiefflug üben mochten. Die Buben fanden es voll geil, wie der Köter abhob. Sagenhaft, befanden sie, das probieren wir gleich nochmal!

Nicht mehr als eine halbe Stunde brauchten sie, um einen zweiten Hund, diesmal vor einem Supermarkt, loszubinden und ihn in die kleine Garage zu bringen. Es war ein kleiner Foxterrier. Dieses Mal machten sie nicht soviel Aufwand, denn es war kein zweites Brett in der Nähe. Sie banden wieder eine Menge gefüllter Gasballons um den Hund und befestigten sie am Hals, an den Beinen und unter dem Leib des Hundes. Der guckte sie zwar mit großen Augen an, aber das nützte ihm nichts, sondern beflügelte die Jungen, auch ihn steigen zu lassen. Nachdem auch der letzte der 30 Ballons gefüllt war, ging es hoch hinauf mit dem Kleinen, ja, up up and away!

Inzwischen war es schon ein wenig dunkel geworden, der Abend brach an. Es wehte ein starker Westwind hier in Köln, und es wurde ein wenig kühl. Die Jungen hatten genug Spaß gehabt an diesem Nachmittag, nun trennten sie sich, denn zuhause dampfte bereits das Abendessen auf den Tischen. Hoch über ihnen, in 600 m Höhe, wehte bereits ein sehr kalter Wind. Davon bekam hier unten aber niemand etwas mit.

Am nächsten Tag trafen sie sich wieder, und diesmal hatten sie sich einen Pudel geklaut, der so wie ein junges Lamm geschoren war. Sein Fell spiegelte die untergehende Abendsonne rosarot zurück, als auch der abhob, aber diesmal waren es nur 22 Ballons. Für mehr hatte das Gas aus der Flasche nicht mehr gereicht. Dem Pudel hatten sie die Ballons alle um seinen Hals gebunden, und er stieg fast senkrecht auf. Senkrechtstarter nannten sie ihn deshalb. Zwei der Hunde sogen zu diesem Zeitpunkt bereits die Höhenluft über dem östlichen Sauerland ein, irgendwo zwischen Brilon und Arolsen.