Meine erste Frankfurter Wohnung
Ich zog in ein Hochhaus in Frankfurt-Fechenheim, in den 7. Stock. Wer noch in dem Hause wohnte, wußte ich damals nicht. Unter mir wohnte ein Kleinunternehmer. Der war aber groß und spindeldürr und mit einer fetten Frau verheiratet, die meistens in einem kaputten Dirndl herumlief, wo die Möpse rumsprangen und die wochenlang ganztägig überlaut "The Wall" von Pink Floyd anhörte.
Der Mann war selten zuhause, und wenn, dann kam er mit seinen Kumpels, soff und rauchte. Er machte sonst Kleintransporte und "kleine Geschäfte". Die beiden hatten einen Sohn und eine Tochter. Die Kinder stritten sich öfter unten vor dem Haus. Anstatt ihre Kinder anzuhalten, sich nicht zu streiten und sich NICHT zu prügeln, hielt diese Kuh immer zu ihrer Tochter - wohl aus Hass auf ihren Mann. Die Kinder traten und schlugen sich richtig kräftig, und die Frau brüllte vom Balkon herunter und feuerte ihre Tochter an:
"Tritt ihm in die Eier! Da kriegst Du ihn am besten!" WÖRTLICH! Und kurz darauf jubelte sie über den Volltreffer-Tritt ihrer Tochter, als der schmächtige Junge flach auf dem Boden lag. Das war so asozial, echt filmreif.
In der Wohnung gegenüber auf unserer Etage wohnte eine Zigeunerfamilie. Die älteren Familienmitglieder waren alle überdick und hatten zahlreiche Kinder. Wer da zu wem gehörte, das wußten die wohl nur selbst. Wenn die in den Fahrstuhl stiegen, dann war der jedesmal voll.
An manchen Sonntagsvormittagen im Sommer trafen sich etliche von ihnen mit anderen Zigeunern, welche im gleichen Hochhauskomplex wohnten, unten auf einem Zufahrtsweg vor den Garagen. Dort wurde jedesmal nicht nur der Mercedes hochglanzpoliert, sondern auch die schwarzen Schuhe mit den weißen Gamaschen, danach wurde der Anzug gebürstet, alles im Stehen. Das dauerte so jedesmal eine gute halbe Stunde. Wahrscheinlich fuhr der Jüngling dann irgendwo hin zwecks Brautwerbung.
Eines frühen Abends klingelte es an unserer Tür. Eines der Zigeunerkinder von gegenüber zeigte mir eine Medikamentenpackung und sagte, deren Oma hätte gerade Kopfschmerzen. Ob sie denn dieses Medikament vom Opa nehmen dürfe. Oha, die Kinder konnten wohl nicht lesen - gingen die etwa nicht zur Schule ? - und überließen es mir, dem Nachbarn, über das Wohlergehen ihrer Oma zu entscheiden.
Ich las die Verpackungsbeilage und riet davon ab, der Oma dieses Mittel zu geben. Wer weiß, was sonst danach passiert wäre? Es handelte sich nämlich um ein Potenzmittel für den Opa. Gesagt habe ich das den Kindern aber nicht, sondern erfand irgendeine Begründung. Haha, hätte ich vielleicht doch zuraten sollen ?
Aus dem Haus bin ich dann bald weg gezogen. Meine erste Wohnung in Frankfurt.